Lernen in geselliger Runde: Dozent Daniel Jahn

Angebot

Das erklärte Ziel des Lernens in der geselligen Runde ist die Schaffung einer ungezwungenen Lernatmosphäre. Dabei sollen die Teilnehmer:innen ihre Ängste oder Bedenken vor smarten Geräten und neuer Technik durch spielerische Vermittlung verlieren. Die Anwesenden wählen zu Beginn die Schwerpunkte aus, die sie am meisten interessieren. Oftmals werden die Themen Sicherheit im Internet, das smarte Zuhause sowie Navigation und (Gesundheits)Tracking unterwegs gewählt. Es kann ein Themenfeld ausgiebig behandelt werden – oder mehrere Themen gleichmäßig, dafür dann etwas oberflächlicher. Es ist angedacht, das der/die Dozent:in eher Impulse gibt, anstatt alles „frontal“ zu vermitteln – und sich die Teilnehmer:innen viele Aspekte im freien Austausch selbst erschließen.

Altersstruktur der Teilnehmenden

Die Altersspanne reicht von Senioren Mitte 60 bis Anfang 80 – die überwiegenden Teilnehmer:innen bei den durchgeführten Kursen waren in der Altersklasse 70+ zu verorten. Die Grundkompetenz an den Geräten hat nicht unbedingt etwas mit dem Alter zu tun – wer keine Erfahrung hat, aber von seinem Lebenspartner/Partnerin „mitgebracht“ wurde und bisher wenig Berührungspunkte hatte, kann auch mit Ende 60 nicht so bewandert sein wie jemand über 70 oder Anfang 80 – wenn dort schon mehr Anwendungsmöglichkeiten ausgetestet und für gut befunden wurden.

Ergo: Grundlegendes Interesse an neuen Dingen knüpft sich nicht nur an das Alter. Hier ist vor allem wichtig, den Teilnehmer:innen die Angst vor ihnen unbekannten Themengebieten zu nehmen.

Technische Gegebenheiten

Der Hauptknackpunkt an jedem Lernort ist die Internetverbindung. Es reicht nicht, alle Geräte mit dem WLAN-Netz verbinden zu können, das Netz muss auch stark genug sein, um beispielsweise ein Zoom-Meeting von acht Personen auszuhalten. Falls dies nicht der Fall ist, muss improvisiert werden, damit die Inhalte trotzdem gut veranschaulicht vermitteltt werden können. Die Verbindung über einen Hotspot kann dabei unterstützend wirken, aber Streamingdienste wie Youtube oder die ZDF Mediathek, die während des Unterrichts von allen gleichzeitig genutzt werden,  können auch diesen schnell lahm legen.

Jegliche Geräte benötigen in regelmäßigen Abständen Updates (sowohl die Firmsoftware als auch einzelne Apps). So kann es sein, dass, sobald sich die Geräte mit einem WLAN verbinden, eine Aktualisierungsaufforderung erscheint. Dies kann zu Irritationen unter den Teilnehmenden führen, da es oftmals nicht alle Geräte gleichzeitig betrifft. Auch kommt es vor, dass die ausgegebenen Schulungsgeräte nicht mehr einheitlich eingerichtet sind (Apps finden sich an anderer Stelle oder fehlen ganz, anderer Hintergrund, andere Widgets etc.). Auch dies kann während des Unterrichts dazu führen, dass sich die Teilnehmenden schwerer zurechtfinden. Außerdem kann die vorgestellte Androidversion von den Versionen auf den privaten Geräten abweichen. Dann ist es natürlich auch bei weitem schwerer, das Gelernte zu adaptieren. Wenn die vorgestellten Geräte zudem neuer sind, kann es sein, dass während der Schulung Funktionen vorgestellt werden, die ältere Geräte gar nicht haben – dies schmälert ebenfalls den Lerneffekt.

Zur Lernumgebung

Senior:innen fallen im Unterricht oftmals in bestimmte Verhaltensmuster. Je nachdem, welche Charaktere überwiegen, kann dies den Unterricht sehr viel leichter – oder schwerer machen. Bei einer kleineren Gruppe fällt dieser Effekt natürlich weniger stark aus. Grundsätzlich gibt es (fast) immer Teilnehmende, die nicht so leicht hinterherkommen. Diesen sitzt oftmals ein unterstützender Charakter zur Seite oder jemand, der oder die die Thematik sehr schnell begreift und ungeduldig versucht, einzugreifen. Es kann auch ein Verweigerer/eine Verweigerin anwesend sein, die bei bestimmten Einheiten abschaltet, weil er/sie hinterfragt, „wofür das jetzt gut sein soll“. Sie lassen sich nur durch andere Teilnehmende wieder begeistern, wenn diese mit dem erlernten Wissen Erfolge erzielen. Gerade bei diesem speziellen Format kann hier noch einmal eine besondere Blockade einsetzen, das die Fähigkeit, sich selbstständig neues Wissen anzueignen über die Jahre je nach Teilnehmer:in „eingerostet“ sein könnte. Geringe Widerstände bei der Gerätebedienung können ebenso dazu führen, dass sich ein Lerneffekt nur sehr gedämpft einstellen kann.

Allerdings sinkt die Hemmschwelle sehr stark ab, wenn den Teilnehmer:innen bewusst wird, dass sie sich gerade Dinge erschließen, die für einen großen Teil der Gesellschaft selbstverständlich sind – und die sie eventuell bei anderen Menschen bisher bewundert haben.

Ermittlung des Wissensstandes

Viele Teilnehmer:innen halten etwas hinter dem Berg mit ihren digitalen Kompetenzen. Manch einer ist bei bestimmten Themen sehr bewandert und kennt schon viele Aspekte des gewählten Spezialthemas. Dies unterstützt oftmals den Kurs, da sich so alle Teilnehmer:innen „mit eigenen Worten“ das Themenfeld erschließen können. Grundsätzlich ist es allerdings so, dass die Gruppe eher mit vielen Fragen (und Fragezeichen) in das Thema startet. Dann ist es unvermeidbar, für einen gewissen Zeitraum wieder den frontalen Unterrichtscharakter vorherrschen zu lassen.

Erwartungen

Sofern es konkrete Ziele von einzelnen Teilnehmer:innen gibt, gehe ich direkt auf diese ein. Meistens allerdings ist die Kernerwartung der Senioren einfach nur, dass ihnen die Angst vor dem gewählten Spezialthema genommen wird. Außerdem wollen viele das Erlernte mit ihrem Alltag verknüpfen und so einen Mehrwert für sich schaffen können.

IT näher bringen durch systematisches Lernen

Zuerst gibt es eine Schritt-für-Schritt-Einführung in die Spezialthematik, sodass niemand den Faden verlieren kann. Die Teilnehmer:innen unterstützen sich dabei meist auch gegenseitig. Ist eine neue Thematik zu abstrakt und lässt sich daher nicht gut auf dem Schulungsgerät erklären, fällt es natürlich entsprechend schwerer, sich diese zu erschließen. So lässt sich beispielsweise nur theoretisch erklären, wie ein Onlineshop funktioniert und auf welche Weise bezahlt wird – ein konkreter Kauf lässt sich allerdings nicht durchführen. Da unter Umständen sehr viele neue Informationen auf die Teilnehmenden einprasseln, kann es manchmal schwer sein, tiefer in bestimmte Thematiken vorzudringen. Ein paar Pausen oder lustige Anekdoten zwischendurch sind wärmstens zu empfehlen.

Inhalte

Grundsätzlich ist die Sicherheit im Internet ein oft gewähltes Thema. Die Bildbearbeitung weckt genauso das Interesse der Teilnehmer:innen wie der Umgang mit smarten Geräten (Uhren, Musikboxen oder Sprachassistenten). Zudem findet die Navigation via Google Maps großen Anklang und auch eine gut erklärte Internetrecherche überzeugt viele Teilnehmende direkt.

Weitere Hinweise

Es geht mir immer darum, den Senior:innen die verschiedenen Vorzüge aufzuzeigen – sie aber gleichzeitig entscheiden zu lassen, ob sie das für sich gebrauchen können oder nicht. Manch einer findet beispielsweise das Onlinebanking in der Theorie ganz nett – wird aber dann trotzdem weiterhin direkt bei der Bank per Papier Überweisungen in Auftrag geben.

Vorgestellte Geräte können zwar Begeisterung auslösen, doch wenn in einem Senior:innenhaushalt nur geringe Geldmittel zur Verfügung stehen, können hohe Anschaffungskosten ein großer Hemmfaktor sein.

Die bereitgestellten Räumlichkeiten könnten stark getaktet sein, sodass manchmal schon vor dem eigentlichen Ende eine andere Gruppe vor dem Raum wartet. Auch kann es sein, dass das Sicherheitspersonal hereinschaut, weil gar nicht allen bekannt ist, dass beispielsweise zu späterer Stunde noch eine Schulung läuft. Zudem kann sich die Suche nach dem Eingang zur Räumlichkeit etwas schwieriger gestalten, manchmal steht niemand draußen, um Sie abzuholen.

Evaluation in der Praxis

Die Teilnehmer:innen bewerteten die abgefragten Kriterien überwiegend mit „sehr gut“ und „gut“. Wer allerdings die Frage nach der Erweiterung des Wissens mit „ausreichend“ bewertete, markierte dies auch bei der Frage nach der Bewältigung der technischen Anforderungen. Wer also noch wenig Erfahrung an modernen Geräten gesammelt hat, nimmt andersherum durch eine gewisse Überforderung auch weniger mit.

Die Teilnehmer:innen gaben im quantitativen Teil oft an, dass ihnen die aufgelockerte oder ungezwungene Atmosphäre sehr gut gefallen hätte. Außerdem wurde die gut verständliche Vortragsweise sowie das breite Spektrum der behandelten Themen gelobt. Selbstkritisch wurde zudem außerdem geäußert, dass die eigene Einstellung zur Technik in Zukunft positiver gestaltet werden sollte.

Evaluationsunterlagen

Erstellt von
Stand: 29. April 2024

 

Kursförmiges Lernen – Schritt für Schritt, Lernen in geselliger Runde und Lernen durch Vorträge

Persönliches Fazit

Jeder Kurs ist anders, jeder Kurs ist gleich. Gleiche Fragestellungen, ähnliche Themen, die die Teilnehmenden beschäftigen, sich wiederholende Bedienfehler. Ich sehe jedes Mal, wenn ein Kurs beendet ist, wie wichtig es wäre, das Erlernte stetig zu festigen. Dies können wir in unserem begrenzten Kurszeitraum für Spezialthemen leider nicht leisten. Manchmal bin ich durchaus überrascht, wie viel einzelne Teilnehmer:innen bereits über ein Spezialthema wissen. Dann freue ich mich umso mehr, wenn ich ihnen trotzdem neue Aspekte zeigen konnte. Wer allerdings von vornherein neuer Technologie eher abweisend gegenüber steht, der wird sich von meinem Kurs auch nicht (gänzlich) überzeugen lassen. Fakt ist aber, dass doch immer irgendetwas hängen bleibt.
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