Kursförmiges Lernen: Dozent Daniel Jahn
Angebot
Das erklärte Ziel des kursförmigen Lernens ist es, ein Grundverständnis für die Funktionsweise moderne Geräte zu schaffen – und was man mit ihnen realisieren kann. Am Beispiel eines Android Tablets erlernen die Teilnehmer:innen den Umgang mit moderner Technik. An diversen Lernorten findet die Schulung in fünf Unterrichtseinheiten à 90 Minuten statt. Die Spannweite reicht von einer Einrichtung im Keller eines Neubaublocks bis hin zum Seniorenclub im ehemaligen Landgut. Zu Beginn erhalten alle Teilnehmer:innen identische Tablets zur Leihe – wodurch eine homogene Schulungsgrundlage geschaffen wird. Zusätzlich können auch private Smartphones und Tablets mitgebracht und zum Vergleich mit bedient werden. Obwohl auf Appleprodukte durchaus eingegangen werden kann, liegt der Fokus aber auf Geräten mit Android-Betriebssystemen. Die Themengestaltung ist vielseitig: die Grundlagen der Bedienung lernen, Fotos machen und bearbeiten, auf Sicherheit im Internet achten, Hintergrundwissen vermitteln (Warum macht man das jetzt so?), nützliche Funktionen kennenlernen, Dateimanagement etc.
Altersstruktur der Teilnehmenden
Die Altersspanne reicht von Senioren Mitte 60 bis Anfang 80 – die überwiegenden Teilnehmer:innen bei den durchgeführten Kursen waren in der Altersklasse 70+ zu verorten. Auch wenn es auf den ersten Blick so erscheint, hat die Grundkompetenz an den Geräten nicht unbedingt etwas mit dem Alter zu tun – wer keine Erfahrung hat, aber von seinem Lebenspartner/Partnerin „mitgebracht“ wurde und bisher wenig Berührungspunkte hatte, kann auch mit Ende 60 nicht so bewandert sein wie jemand über 70 oder Anfang 80 – wenn dort schon mehr Anwendungsmöglichkeiten ausgetestet und für gut befunden wurden.
Ergo: Grundlegendes Interesse an neuen Dingen knüpft sich nicht nur an das Alter. Hier ist Mut machen und gutes Zureden die Devise.
Technische Gegebenheiten
Der Hauptknackpunkt an jedem Lernort ist die Internetverbindung. Es reicht nicht, alle Geräte mit dem WLAN-Netz verbinden zu können, das Netz muss auch stark genug sein, um beispielsweise ein Zoom-Meeting von acht Personen auszuhalten. Falls dies nicht der Fall ist, muss improvisiert werden, damit die Inhalte trotzdem gut veranschaulicht vermitteltt werden können. Die Verbindung über einen Hotspot kann dabei unterstützend wirken, aber Streamingdienste wie Youtube oder die ZDF Mediathek, die während des Unterrichts von allen gleichzeitig genutzt werden, können auch diesen schnell lahm legen.
Jegliche Geräte benötigen in regelmäßigen Abständen Updates (sowohl die Firmsoftware als auch einzelne Apps). So kann es sein, dass, sobald sich die Geräte mit einem WLAN verbinden, eine Aktualisierungsaufforderung erscheint. Dies kann zu Irritationen unter den Teilnehmenden führen, da es oftmals nicht alle Geräte gleichzeitig betrifft. Auch kommt es vor, dass die ausgegebenen Schulungsgeräte nicht mehr einheitlich eingerichtet sind (Apps finden sich an anderer Stelle oder fehlen ganz, anderer Hintergrund, andere Widgets etc.). Auch dies kann während des Unterrichts dazu führen, dass sich die Teilnehmenden schwerer zurechtfinden. Außerdem kann die vorgestellte Androidversion von den Versionen auf den privaten Geräten abweichen. Dann ist es natürlich auch bei weitem schwerer, das Gelernte zu adaptieren. Wenn die vorgestellten Geräte zudem neuer sind, kann es sein, dass während der Schulung Funktionen vorgestellt werden, die ältere Geräte gar nicht haben – dies schmälert ebenfalls den Lerneffekt.
Zur Lernumgebung
Senior:innen fallen im Unterricht oftmals in bestimmte Verhaltensmuster. Je nachdem, welche Charaktere überwiegen, kann dies den Unterricht sehr viel leichter – oder schwerer machen. Bei einer kleineren Gruppe fällt dieser Effekt natürlich weniger stark aus. Grundsätzlich gibt es (fast) immer Teilnehmende, die nicht so leicht hinterherkommen. Diesen sitzt oftmals ein unterstützender Charakter zur Seite oder jemand, der oder die die Thematik sehr schnell begreift und ungeduldig versucht, einzugreifen. Es kann auch ein Verweigerer/eine Verweigerin anwesend sein, der/die bei bestimmten Einheiten abschaltet, weil grundsätzlich hinterfragt wird, „wofür das jetzt gut sein soll“. Sie lassen sich durch andere Teilnehmende wieder begeistern, wenn diese mit dem erlernten Wissen Erfolge erzielen – und halten dann durch das „Nachziehen müssen“ den Unterricht auf.
Zweitrangig ist an sich der konkrete Ort der Schulung. Wichtig ist lediglich, dass alle Teilnehmenden den Dozenten gut sehen können und dass nicht zu viel Abstand zwischen den einzelnen Personen ist. Wird der/die Dozent:in in einiger Entfernung von den Teilnehmer:innen platziert, verändert er/sie am Besten vor Unterrichtsbeginn die Sitzstruktur, um direkt einen guten Überblick zu erhalten. Es bleibt nicht aus, dass oft aufgestanden werden muss, um Einzelhilfe zu leisten – Laufwege vermeiden! Was hilfreich sein kann, ist die Bewegung um den Tisch (mit Schulungsgerät), um allen während der Erklärung einen kleinen Einblick gewähren zu können. Eine klassische Tafelstellung mit Sitz am Kopfende bewährt sich eigentlich immer, bei kleineren Gruppen kann sich auch zwischen die Teilnehmer:innen gesetzt werden, das vereinfacht die Informationsvermittlung sehr.
Ermittlung des Wissensstandes
Ein nicht ganz einfaches Unterfangen, halten doch viele Teilnehmer:innen etwas hinter dem Berg mit ihren digitalen Kompetenzen. Manch einer ist bei bestimmten Themen sehr bewandert, hat dann aber zu grundlegenden Themen gar keine Kenntnisse. Dies ergibt sich erst während des Unterrichts – alle Teilnehmer:innen vorab zum Kenntnisstand „abzuklopfen“ würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Selbst wenn jemand denkt, alles schon zu können, kommen immer genügend Aspekte hinzu, die dann eben doch „ganz neu“ sind. Auf konkrete Fragen sollte immer ganz direkt eingegangen werden. Zudem ist die Animierung der Teilnehmer:innen zur Beschäftigung mit ihren privaten Geräten sehr nützlich. So können diese bis zur nächsten Veranstaltung konkrete Fragen sammeln, die sie wirklich beschäftigen. Dies hat dann den großen Vorteil, dass auf dem Weg zur Erklärung viele kleinere Funktionen nebenbei „mitgenommen“ werden.
Erwartungen
Sofern es konkrete Ziele von einzelnen Teilnehmenden gibt, gehe ich direkt auf diese ein. Meistens allerdings ist die Kernerwartung der Senioren einfach nur, die Angst vor den neuen Geräten zu verlieren. Außerdem wollen viele das Erlernte mit ihrem Alltag verknüpfen – und gar nicht unbedingt Dinge lernen, für die sie keine Anwendungsbereiche haben. Natürlich ist der sichere Umgang mit dem Gerät ein starkes Lernziel, das alle Senioren anstreben.
IT näher bringen durch systematisches Lernen
Grundsätzlich beginne ich mit der simplen Erklärung des Geräts. Ich gehe im Uhrzeigersinn am Rand entlang, zeige die Kameras, die Ladebuchse und weitere Kontakte und Schalter, sowie die Lautsprecher und den Kartenslot auf. Allein das löst oftmals Aha-Momente aus. Dabei befolge ich ein immer gleiches System, erkläre auf eine Weise, zeige aber manchmal auch andere Wege zum Ziel auf, wenn es sich ergibt. Beim nächsten Termin wird manchmal ein Teil (oder sogar alles) kurz wiederholt – meist liegt zwischen den Terminen eine ganze Woche – denn es bleibt oftmals nur ein geringer Teil im Gedächtnis. Da unter Umständen sehr viele neue Informationen auf die Teilnehmenden einprasseln, kann es manchmal schwer sein, tiefer in bestimmte Thematiken vorzudringen. Hier hilft in erster Linie die Beschäftigung mit einem einfacheren Thema im Anschluss an fordernde Inhalte, eine kleine Pause oder einfach ein auflockernder Spruch.
Inhalte
Wichtig sind immer die interessanten Grundfunktionen: Kamera & Galerie (er)kennen und nutzen, Notizen machen und die Tastatur erkunden, Termine im Kalender eintragen, einen Text kopieren und eventuell mit dem Google Übersetzer übersetzen. Aber auch die Schnelleinstellungen (WLAN an/aus, Bluetooth, Standort, Bildschirm drehen etc.), sowie das Dateimanagement sollten relativ früh behandelt werden. Des Weiteren ist Google Maps zu empfehlen, gefolgt von Youtube und Wikipedia. Geht es dann konkret ins Internet, erkläre ich die Funktionen eines Browsers und wie persönlichen Daten gelöscht werden/wie man in den Geheimen Modus gelangt. Der Play Store als Ort, an dem sich alle Apps aktualisieren lassen, sollte natürlich auch an der einen oder anderen Stelle erwähnt werden. Je nach persönlicher Präferenz der Teilnehmenden gehe ich auch gern auf andere Apps genauer ein.
Weitere Hinweise
Es geht mir immer darum, den Senioren die verschiedenen Vorzüge aufzuzeigen, sie aber gleichzeitig entscheiden zu lassen, ob sie diese für sich gebrauchen können oder nicht. Manch einer findet beispielsweise bestimmte Funktionen des Kalenders ganz nett – wird dann aber trotzdem weiterhin auf den Papierkalender schwören.
Die bereitgestellten Räumlichkeiten könnten stark getaktet sein, sodass manchmal schon vor dem eigentlichen Ende eine andere Gruppe vor dem Raum wartet. Auch kann es sein, dass das Sicherheitspersonal hereinschaut, weil gar nicht allen bekannt ist, dass zu späterer Stunde noch eine Schulung läuft. Zudem kann sich die Suche nach dem Eingang zur Räumlichkeit etwas schwieriger gestalten, manchmal steht niemand draußen, um den/die Dozent:in abzuholen.
Evaluation in der Praxis
Die Teilnehmer:innen bewerteten die abgefragten Kriterien überwiegend mit „sehr gut“ und „gut“. Wer allerdings die Frage nach der Erweiterung des Wissens mit „ausreichend“ bewertete, markierte dies auch bei der Frage nach der Bewältigung der technischen Anforderungen. Wer also noch wenig Erfahrung an modernen Geräten gesammelt hat, nimmt andersherum durch eine gewisse Überforderung auch weniger mit.
Die Teilnehmer:innen gaben im quantitativen Teil oft an, dass ihnen die aufgelockerte oder ungezwungene Atmosphäre sehr gut gefallen hätte. Außerdem wurde die gut verständliche Vortragsweise sowie das breite Spektrum der behandelten Themen gelobt. Selbstkritisch wurde zudem außerdem geäußert, dass die eigene Einstellung zur Technik in Zukunft positiver gestaltet werden sollte.
Evaluationsunterlagen
Erstellt von
Daniel Jahn
Stand: 29. April 2024