Lernen in der Häuslichkeit: Synthesebericht.

Angebot

Das Angebot Digitaler Bauchladen 

Im Lernort Häuslichkeit werden die lernenden Senior:innen bei sich zuhause besucht und dort die Lerninhalte über das Smartphone und smarte Technik anhand der Interessen der Teilnehmer:innen vermittelt.
Das Angebot richtet sich besonders an ältere Menschen, die nicht mehr so mobil sind und dadurch wahrscheinlich nicht an einem Kurs teilnehmen können. Da der Unterricht 1:1 stattfindet, kann sehr stark auf die individuellen Bedürfnisse und Fragestellungen der Teilnehmer:innen eingegangen werden. Der Umfang beträgt 10 Unterrichtseinheiten, was in diesem Fall fünf 1,5-stündige Besuche bedeutete. In 4 Haushalten nahmen auch die Ehe- oder Lebenspartner, so vorhanden, am Unterricht teil. Im Laufe des Projekts 2023/2024 nahmen insgesamt 23 Haushalte und 27 Senior:innen das Angebot im vollen Umfang war.

Anfangsbedingung ist das Interesse, Kenntnisse an Smartphone, Senioren-Handy oder Tablet zu erwerben oder zu vertiefen. Zudem besteht die Möglichkeit, im Verlauf der fünf Besuche weitere smarte Geräte kennenzulernen. Die spezifischen Inhalte richten sich weitestgehend an den Interessen und Bedürfnissen der jeweiligen Teilnehmenden aus. Persönliche Anliegen und Einschränkungen können in der Häuslichkeit und im Eins-zu-Eins-Unterricht auf besondere Weise berücksichtigt werden.

Insgesamt ist das Angebot eine Arbeit an der Beziehung zu smarten Geräten, angefangen beim Smartphone. Dieses Vorgehen erleichtert es den Teilnehmenden, sich den Möglichkeiten smarter Geräte als Alltagshelfer anzunähern oder sich gar anzufreunden.

Der digitale Bauchladen kommt zu Ihnen nach Hause 

Smarte Geräte aus fünf Bereichen stehen über die Akademie 2.Lebenshälfte zur Vorführung bereit:

  • Mehr Kommunikation & Sprachassistenz
  • Smart Home
  • Virtual Reality – Entspannen und Erleben
  • mehr Sicherheit
  • meine Gesundheit überwachen

Im Projektzeitraum konnten insbesondere folgende smarte Geräte erfolgreich vorgestellt werden, von einfach zu komplex:

  • DrinkTimer
  • Key-Finder, mehrere Typen
  • handliche Blutooth-Lautsprecher-Box
  • Smartphone Samsung Galaxy
  • Emporia Senioren Smartphone
  • Samsung Tablet
  • Smart Watches von Withings (dezenter/weiblicher) und von Samsung (maskulin)
  • Smartes Heizungsthermostat
  • VR-Brille Meta Quest 2

Eine ausgedruckte Liste der verfügbaren smarten Vorführgeräte, auf die man gemeinsam schauen kann, hilft, einen guten Einstieg in dieses Thema zu finden und eine kleine Auswahl an Vorführgeräten zu treffen.

Reaktionen auf das Angebot 

Angesprochene Senior:innen, die das Angebot ablehnten, hatten entweder gar kein Interesse an Smartphone und Co oder ausreichend Hilfe durch Angehörige. Senior:innen, die das Angebot annahmen, empfanden sich oft als technisch abgehängt, aber wollten dem entgegensteuern. Immer neue Alltagsverrichtungen verlagern sich in die Welt der Apps und des Internets. Durchgehend gab es eine große Dankbarkeit für die Besuche in der Häuslichkeit und die Teilnehmenden äußerten einen großen Bedarf nach solchen und ähnlichen Formaten.

Altersstruktur der Teilnehmenden

Die Altersspanne der Teilnehmenden in der Häuslichkeit lag zwischen 78 und 90 Jahren. Die unter 80-Jährigen waren meist Lebens- oder Ehepartner, die mit teilnahmen.

Altersgruppe  Kürzel  2023   2024  Gesamt  in % 
60-70  1  0  0  0  0 
71-80   2  4  2  6  22 % 
80-85  3    13  17  63 % 
>85  4  3  1  4  15 % 
Teilnehmende    11   16  27    
Davon Ehepartner    1  3  4  15 % 

Die individuelle körperliche Mobilität und Beeinträchtigungen sowie die Aufnahme- und Konzentrationsfähigkeit variierte. Höheres Alter und körperliche Beeinträchtigungen sind nicht eindeutig mit Erfahrungsgrad, Lernfähigkeit und Lerninteresse korreliert. Mehr zur den Erfahrungsstufen im Abschnitt Ermittlung des Wissensstandes, siehe unten.

Allen Teilnehmenden gemein war ein großes Interesse am Lernen am Smartphone und an digitaler Teilhabe.

Technische Gegebenheiten

Smartphone und Tablet 

Durch die Dozent:in wurden Vorführgeräte zur Verfügung gestellt. Die Teilnehmenden lernen aber vorrangig mit den eigenen Geräten, meist Smartphones, in einigen Fällen Tablets. Für die Anwendbarkeit im Alltag ist das am hilfreichsten, da keine gedankliche Übertragung auf ein anderes Gerät mit im Detail anderer Bedienoberfläche nötig ist.

Durch Familienmitglieder, meist Enkel:innen oder Kinder der Senior:innen, waren die Geräte meist gut eingerichtet und miteinander verknüpft, sodass die Technik für die Senior:innen im groben anwendungsbereit ist. Häufig war es nötig und hilfreich, Detailanpassungen zur Schriftgröße, Bildschirm-Time-Out, Verhalten des Sperr- und Startbildschirms vorzunehmen oder den Knopf zum Aktivieren und Deaktivieren der mobilen Daten zu zeigen.
In der Häuslichkeit wurden überwiegend Geräte mit Android behandelt, im Ausnahmefall auch mal eines von Apple.

Was in den Kursen mit einer Gruppe und verschiedenen Geräten ein Problem ist, ist in den Hausbesuchen keines: Die verschiedenen Betriebssysteme Android und IOS können hier nicht zur Verwirrung führen, da sich die Senior:innen ausschließlich mit dem eigenen Gerät befassen. Es erfordert nur eine entsprechende Flexibilität der Lehrkraft und eine entsprechende Einarbeitung bzw. Vorbereitung.

Zudem ist es ist immer wieder erstaunlich, wie unterschiedlich die Bedienung im Detail auch innerhalb der Android Geräte der verschiedenen Hersteller ist. So verfügen manche Geräte mit aktuellen Android-Version nicht über eine App-Suchfunktion, die bei Samsung Geräten selbstverständlich ist. Am auffälligsten ist das, wenn ein Ehepaar dieselben Schritte an zwei Geräten machen möchte: An einem geht es, am anderen nicht… Hier braucht es immer wieder gelassene Reaktionen, wenn das Gerät sich anders verhält als erwartet.

WLAN 

Die meisten der Teilnehmenden haben WLAN zuhause. Was WLAN ist und wie es funktioniert, war für die Hälfte der Senior:innen ein eigenes Thema, das es mit Alltagsnahen Beispielen zu behandeln galt. „Nein, mein Handy ist nicht im Internet!” – „Das würde mich wundern. Sehen wir doch einmal nach!” – „Tatsächlich…”

Fehlendes, schwaches oder fehlerhaftes WLAN, wie bei einem knappen Viertel der Haushalte, können das Lernen in der Häuslichkeit sichtlich erschweren.

Im Betreuten Wohnen fand die Seniorin, nach vergeblichem Erproben eines WLAN-Repeaters durch die Hausverwaltung, eine pragmatische Lösung: „Dann setz ich mich halt kurz in den Speisesaal, da geht es ja. Aber es wäre ja schon schön, wenn das nicht nötig wäre…“ In einem anderen Fall musste der neu angeschaffte Router wegen eines Werkfehlers zurückgesetzt werden und war erst zur Mitte der Treffen funktionsfähig. In einem dritten Fall war die Dozentin im Laufe der Treffen immer wieder auf Fehlersuche, da die Techniker nicht kommen wollten (PvO2024 10). In diesen Fällen heißt es, einen konstruktiven Umgang zu finden, zu probieren, was mit der eigenen Erfahrung kurzfristig möglich ist, und das Lösen eines hartnäckigen WLAN-Problems Fachleuten (Verkaufsstelle MediMax o.ä., Betreiber-Firma) oder Angehörigen zu überlassen. Mit WLAN-Problemen kann viel Zeit verbracht werden, die dann für die Inhalte fehlt.

Bis das WLAN dann funktioniert, lassen sich viele Anwendungen und auch smarte Geräte über die mobilen Daten vorführen, ggf. über den Mobilen Hotspot eines Projekt-Smartphones.

PC 

In etwa der Hälfte der Haushalte (10 von 19), befand sich ein PC und Teils ein dazugehöriger Drucker. Bezüge zum Computer-Menü oder Desktop funktionieren aber nur dann, wenn die Senior:in selbst auch über PC-Erfahrung verfügt, nicht nur der Ehe- oder Lebenspartner. In den anderen 9 Haushalten lag nahezu keine PC-Erfahrung vor, was den Einstieg ins Smartphone noch herausfordernder macht.

Ermittlung des Wissensstandes

Auftaktgespräch und Handhabung 

In der Häuslichkeit erfolgt zu Beginn des ersten Besuchs eine Abfrage über die bisherige Nutzung der smarten Geräte und individuelle Lernziele. Konkret wird festgestellt, welche Funktionen des Smartphones die Teilnehmenden schon nutzen und welche Funktionen in Zukunft genutzt werden wollen. Daraus leiten sich die Lernziele und Erwartungen der Teilnehmenden entsprechend ab.
Beispielsweise wollte eine Teilnehmerin hauptsächlich WhatsApp, E-Mails und die Google-Suche lernen, anzuwenden. Da ihr die Bedienung haptisch und auch logisch schon sehr schwer fiel, haben wir uns genau darauf konzentriert und dies auch oft wiederholt, um den Merkwert und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu stärken. Andere Senior:innen, die sich mit dem Gerät schon sicherer fühlten, sammelten ihre Themen im Alltag und gingen diese dann mit mir durch. Eine tiefgehende und sehr ausführliche Ermittlung des Wissensstandes hätte hier wertvolle Zeit geraubt, die in anderthalbstündigen Besuchen begrenzt ist.

Vielmehr sieht man als Dozentin allein durch die Bedienung des Gerätes schon, wie firm oder sicher die Senior:innen im Umgang sind. Insbesondere die Haptik, also wie gut das erste gemeinsame Anschalten, Freischalten, Halten, Wischen und Tippen funktioniert, sagt viel aus. Traut sich eine Teilnehmerin, selbstständig angezeigte Felder anzutippen oder braucht sie Ermutigung und klare Anweisungen für jeden Schritt? „Jetzt tippen Sie mal auf den Pfeil unten rechts.” „Ach, das soll ein Pfeil sein? Oh, das hat nicht geklappt.” Die Anzahl der besuchten Kurse allein ist wenig aussagekräftig, aber häufig sind diejenigen, die schon einen oder mehrere Kurse besucht haben, auch erfahrener.

Selbst und Fremdeinschätzung 

Selbst- und Fremdeinschätzung stimmten mit Blick auf die konkreten Anwendungsfähigkeiten meist überein. Die generelle Selbst-Einschätzung im Vergleich zu anderen Senior:innen war i.d.R. unpräzise. Ein Verständnis für die realen Grenzen der eigenen Altersgruppe ist bei denen, die ja den Umgang mit Smartphone und Co. Lernen wollen, oft wenig ausgeprägt und das Vergleichen erfolgt immer zu den besten des eignen.

Erfahrungsstufen

Nach 2 Jahren der Durchführung lassen sich drei Erfahrungs-Stufen erkennen, die teils durch den Zeitpunkt des Einstiegs ins Smartphone, teils, aber bei weitem nicht nur mit körperlichen Einschränkungen begründet sind. Von den 23 Durchführungen in der Häuslichkeit konnten 19 Teilnehmende in Erfahrungstypen gruppiert werden. Davon konnten 8 dem Typ 1, 6 dem Typ 2 und 5 dem Typ 3 zugeordnet werden.

Meist festigte und bestätigte sich der Eindruck des ersten Besuchs in den folgenden Terminen.

Erfahrungsstufe 1: „(Absolute) Anfänger:in“

Knapp die Hälfte der Teilnehmer:innen entspricht dieser Erfahrungsstufe. Sie zeigen beim ersten Besuch ein neues oder wenig vertrautes Gerät, öfters ein Seniorenhandy. Oft wurden die vorhandenen Geräte von eigenen Kindern oder Enkeln angeschafft und eingerichtet, aber die Bedienung kaum oder nur sehr schnell gezeigt. „Dann ist das ein Zack Zack Zack, und ich versteh´ nur Bahnhof.“ Radio und Fernsehen, manchmal ein Computer, einfaches Handy oder in einem Fall die Alexa-Station ersetzen bisher die Funktionen des Smartphones im Haushalt. Die PC-Erfahrung liegt eher bei den Ehemännern, aber nicht ausschließlich.

Große Skepsis und Unsicherheit in der Navigation und den Berührungen sind kennzeichnend. Erklärungen benötigen viel Zeit, Pausen ohne Blick auf das Smartphone sind wichtig. Die meisten der Smartphone Anfänger:Innen haben im Leben wenig Erfahrung mit digitalen Geräten jenseits der Schreibmaschine gesammelt. Sie tasten sich mit einem Seniorenhandy, Smartphone oder Tablet langsam und zögerlich an das Bedienen und Verstehen digitaler Oberflächen heran, staunen immer wieder über die ungeahnten Möglichkeiten und tun sich teils sehr schwer damit, die Orientierung zu behalten, Schritte später zu wiederholen, oder sich in neue Ebenen hineinzutrauen.

 „Ohje, wo bin ich denn jetzt nur gelandet? Huch! Also wie war das jetzt? Davon muss ich mich ersteinmal erholen!“ (Typ 1, z.B. PvO23 1.)

Erfahrungsstufe 2: „(Langsam) Auf dem Weg“

Etwa ein Drittel der Teilnehmenden verfügt bereits über gefestigte Grundlagen am Smartphone, Navigation gelingt recht flüssig, wenn auch langsam. Oft sind diese Senior:innen mit einfachen neuen Anwendungen zufrieden. Gesprächsanliegen sind bisweilen größer als die Konzentration beim Lernen. Der Umgang mit dem Gerät ist noch deutlich unsicher oder ungeduldig. Dennoch sind die Teilnehmenden oft neugierig und eher begeistert als überfordert von neuen Möglichkeiten. Oft ist Neues schnell wieder vergessen, und das Mitschreiben und Zeichnen von Symbolen eine große Hilfe:

„Wie war das denn jetzt nochmal? Man müsste mehr damit machen… Gut, dass ich Ihre Notizen habe!“

In einem Fall war die Seniorin an der Grenze zwischen den Erfahrungsstufen 1 und 2 schon deutlich sicherer in der Bedienung ihres Tablets und hat als Leiterin einer Senioren-Sportgruppe Whatsapp-Nachrichten und Geburtstagsgratulationen mit Bildchen verfasst. Ein längerer Krankenhausaufenthalt und Demenzerkrankung ihres Mannes haben über zwei Jahre alles brach liegen lassen, und jetzt fällt alles sehr schwer. Dieses Beispiel zeigt, dass Erfahrungsstufen, insbesondere im Alter, sich auch wieder reduzieren können (PvO24 13).

Erfahrungsstufe 3: „(Bald) Smart am Start“

Etwa ein Viertel der Teilnehmenden zählte zu den recht erfahrene Nutzer:Innen, die sich durch viele Fragen und große Lernbereitschaft auszeichnen. Oft sind diese höher gebildet, und bringen langjährige PC-Erfahrung mit. Teils liegt bei bereits länger alleinstehenden Frauen eine größere Notwendigkeit für gelingende Selbstorganisation vor (PvO23 2,3, PvO24 6), teils sind die Ansprüche an sich und den Alltag größer als bei anderen, dennoch bleiben Herausforderungen und viel zu lernen.

Es zählen auch stärker eingeschränkte Senior:innen zu dieser Gruppe.

So ist etwa eine schon betagte, lange verwitwete Teilnehmende von 85 Jahren an den Rollator gebunden und in der Mobilität sehr eingeschränkt, lange Blicke auf den Bildschirm sind ihr unmöglich, geistig ist sie aber sehr klar und kann auf Jahrzehnte von Erfahrung mit PC und Handy zurückgreifen (Typ 3, PvO23 3). Als Einzige entschied sie sich nach der Beratung für die Installation eines smarten Heizgerätes.

Erwartungen

Bereits beim telefonischen Vorgespräch zur Terminvereinbarung werden die Lernwünsche grob abgefragt: Mit welchem Gerät wird gearbeitet? Oder geht es darum, mit Unterstützung eine Entscheidung für ein neues Gerät, etwa das erste Smartphone oder ein Tablet, zu treffen?

Im Folgenden sind häufige Erwartungen nach Erfahrungsstufen aufgeführt:

  • Erfahrungsstufe 1: Beistand beim erstmaligen vertiefenden Umgang mit einem wenig vertrauten Smartphone, das entweder schon länger im Besitz ist, aber (fast) ausschließlich zum Telefonieren gebraucht wird, verstehen von Symbolen, Begriffen, Tasten, zentralen Möglichkeiten
  • Erfahrungsstufe 2 & 3: Vertiefen und Erweitern von vorhandenen Kenntnissen mit einem bereits etwas vertrautem Gerät (Samsung Smartphone, Euphoria Senioren-Smartphone, Tablet)
  • Erfahrungsstufe 2 & 3: Hilfe beim Erschließen und Einrichten eines bereits angeschafften neuen Gerätes wie einem Tablet, einer Smart Watch oder einem zusätzlichen Smartphone zum Tablet, oder Hilfe beim Einrichten eines vermittelten Gerätes aus den smarten Geräten der Akademie 2. Lebenshälfte, etwa einem smarten Heizkörperthermostat.
  • Erfahrungsstufe 1, 2, 3: Dabei Beistand und Rat bei vielen „aufgestauten“ kleinen Fragen, etwa: Anpassen von Bildschirm-Time-Out und Bildschirmsperre, Erstellen und Löschen von Startbildschirm-Links, Fotos, Videos und WhatsApp-Nachrichten, Auflegen bei Videotelefonie, Umgang mit QR-Codes, Deinstallieren von Apps, Zugriff auf die vorhandene SD-Karte oder ausreichend Speicherplatz.
  • Erfahrungsstufe 1, 2, 3: Hilfe beim Beheben technische Fragen aus dem technischen häuslichen Umfeld: Telefonnummern im Haustelefon und herkömmlichen Handy einspeichern (PvO 8); WLAN funktioniert nicht oder nicht zuverlässig (bei , deshalb auch die Alexa-Station nicht, Router musste neu eingerichtet und, wenn das nicht gelang, zum Aufsuchen der Beratungsstelle motiviert werden; das Tablet ist gesperrt, Geräte korrekt laden, kleines Computer-Problem das sich beim Übertragen von Fotos zeigt, z.B. Push-Nachrichten
  • Erfahrungsstufe 1, 2, 3: Smarte Haushalts- und Alltagshelfer jenseits von Smartphone (16 von 19) und Tablet (5 von 19, ca. 1/4) wurden nur selten von selbst angesprochen. Mit Blick auf die Liste smarter Geräte (im Projekt ausgewählte smarte Geräte) gab es dann doch öfters ein oder zwei Geräte, für die Interesse vorhanden war. Diese wurden dann beim nächsten Besuch mitgebracht und vorgeführt.

Die tieferliegende Erwartung insgesamt ist es, Beistand mit der „herausfordernden“ modernen Technik, insbesondere dem Smartphone und all seinen Möglichkeiten zu erfahren und am Ende der Besuche wieder besser allein zurecht zu kommen. Diese Erwartung konnte innerhalb der 5 Besuche in der Regel erfüllt werden.

IT näher bringen

Die Begrüßung 

IT näher zu bringen ist in der Häuslichkeit stärker als anderswo mit persönlichem Austausch, und auch mit einfachem Zuhören seitens der Dozent:in, durchzogen und zu einem gewissen Grad ist das nach Projekterfahrung wichtig und hilfreich. So ist das gemeinsame Lernen auch eine soziale Erfahrung. Kaum eine Lerneinheit beginnt ohne ein kleines Vorgespräch zum Wetter, zur Gesundheit, der Wohnungseinrichtung oder dem Weltgeschehen. Kaffee oder Tee gehören in manchen Haushalten dazu, in anderen braucht es die ausdrückliche Bitte nach einem Glas Wasser.

Bedarfsorientiertes Erarbeiten von Inhalten 

Die Besuche tragen stark zum Abbau von Ängsten, Unsicherheiten und ähnlichen Befindlichkeiten bei, da die Senior:innen begleitet eher den Mut finden, Neues an den eigenen Geräten auszuprobieren. Auf individuelle Ängste und Bedenken kann konkret eingegangen werden. Gerade in dieser Altersstufe ist der Unterricht eine Arbeit an der Beziehung zum Gerät.

Erster Besuch 

Nach dem Notieren der Erwartungen und Lernziele gibt es einen kleinen Standard-Ablauf, der sich immer lohnt.

Abfrage der Erfahrungen und Erwartungen, siehe oben

Geräte-Aufbau: „Sehen wir uns das Gerät erst einmal genau an. Hier sind diese Löcher an den Seiten. Wissen Sie, wofür die da sind?” „Ach, die Lautsprecher und Lauter Leiser Tasten! Deshalb hört mich mein Gesprächspartner manchmal nicht – die Hand ist vor dem Lautsprecher oder die Lautstärke verstellt!”

Die drei Knöpfe: Hier und über die Art des Tippens lassen sich mit geduldigen Wiederholungen recht schnell Fortschritte erzielen. Schöne Analogien, das es sei wie bei einer Handarbeit oder beim Klavierspielen, haben sich als sehr hilfreich erwiesen.

Navigieren zur Lieblingsanwendung: „Wenn Sie das Gerät sonst anschalten, wo gehen sie meist zuerst hin, was machen Sie dann? Zeigen Sie mal!”

Bedarfsorientiertes Lernen und Lehren 

Dann ist es an der Zeit, die eingangs erstellte Liste der gemeinsam gesammelten Themen nach Interesse oder Dringlichkeit beginnen und immer wieder die offenen Themen im Verlauf der Besuche zu sichten, wenn ein Thema abgeschlossen und auf der Liste abgehakt ist. „Gut, das war das. Womit wollen wir weitermachen?” Bei dieser Vorgehensweise ist es besonders hilfreich, bei aufkommenden Zwischenfragen für einen sehr ruhigen, geordneten Ablauf der einzelnen Inhalte zu sorgen, und den roten Faden gut im Blick zu behalten. Immer wieder gibt es Momente großen Staunens über ungeahnte neue Möglichkeiten. „Was ist denn das da?” „Sehen wir doch einmal nach, tippen Sie einmal darauf!” Dann folgt die Erklärung und ein gemeinsames Ausprobieren. Immer wieder braucht es etwas Kreativität im Vorschlagen von Suchanfragen oder Textinhalten. Einfach und lustig darf es sein. Etwa: „Wie wird das Wetter morgen?” „Wie macht die Katze?” für den Sprachassistenten. Bei solchen Erkundungen git es manchmal die schönsten Reaktionen mit Merkwert: „Ach nee, ist das toll! Das spricht ja sogar!“

Fördern ohne zu Überfordern  

Ebenso wichtig ist es, auf Anzeichen von Ermüdung der Senior:in zu achten. Ansonsten heißt es: „Jetzt schwirrt mir aber der Kopf, ob ich das alles behalten kann!“ Dann ist es Zeit für ein Päuschen, einen Schluck aus der Kaffeetasse, eine wertschätzende ruhige Zusammenfassung durch die Dozent:in oder ein kleines Randgespräch.

Es erfordert Feingefühl, abzuschätzen, wie viel Neues der jeweiligen Person pro Besuch zugemutet werden kann, und in welchem Tempo, ohne heillos zu überfordern. Es hat sich für mich als hilfreich erwiesen, immer vom Interesse der Teilnehmenden auszugehen. Nur beiläufig ein-, zweimal pro Besuch weitere Vertiefungsmöglichkeiten aufzuzeigen, auf die wir dann auch nur bei bestehendem Interesse eingehen.

Öfters wurden eigene Fähigkeiten und die eigene Konzentrationsfähigkeit für schlechter gehalten als sie sich dann erwiesen und Selbstansprüche waren hoch, mit der Folge, zum Teil unzufrieden mit dem eigenen Fortschritt zu sein.

„Das muss doch zack, zack gehen, wie bei Ihnen!“ (PvO24 1). Realistischer ist da diese Sichtweise: „Mir fehlt einfach die regelmäßige Übung, aber ich will ja auch gar nicht dauernd an dem Ding sein. Sie jungen Leute haben es da leicht…“ (PvO24 12)

Alle bekundeten, dass die Themen herausfordernd waren und genauso konnten auch alle Erfolgserlebnisse für sich verzeichnen. „Das muss ich dann nochmal alleine in Ruhe üben.” war ein oft geäußerter Satz und die Senior:innen kamen dann oft beim nächsten Besuch auf ihre Erfolge und Schwierigkeiten zu sprechen, die dann gemeinsam bearbeitet werden konnten.

Auch bei sehr zurückhaltenden Senior:innen mit bisher sehr eingeschränkter Nutzung des Smartphones wächst die Neugier und Offenheit gegenüber neuen Möglichkeiten i.d.R. im Laufe der Besuche.

Inhalte

Die Inhalte hängen sehr stark vom Interesse und dem bisherigen Kenntnisstand der Senior:innen ab und können daher nicht verallgemeinert werden. Bestimmten Teilnehmer:innen fällt die Bedienung möglicherweise sehr schwer, weshalb dann eher Grundlagen geübt und stetig wiederholt werden. Andere hingegen sind verhältnismäßig fit und haben vielleicht sogar schon einen Kurs besucht, wodurch eine große Bandbreite an verschiedenen Themen behandelt werden kann.

Themen, die behandelt wurden, waren:

  • Handy- und Tablet Aufbau, Tasten, Bedienung, lauter-leiser, An/Aus, die Suchfunktion
  • Einstellungsmöglichkeiten: Das verborgene Menü oben und das Zahnrad
  • Apps Finden, Auswählen, Installieren, Verschieben, Löschen, Updates
  • Die Tastatur und ihre Möglichkeiten: Die Umlaute, Satzzeichen, Smileys, Spracheingabe per Mikrofon
  • WhatsApp: Bedienung, Korrigieren, Spracheingabe und Sprachnachrichten, Bilder versenden, selbstlöschende Nachrichten für Speicherplatz, Sprachnachrichten und Videoanrufe
  • Bilder und Galerie: finden, ansehen, teilen oder löschen
  • Löschen von allerlei Inhalten wie einzelne Nachrichten, Anrufliste, vergangene Suchanfragen
  • einfache Internet-Suchen, auch mit Spracheingabe, Navigation im Browser und Einordnen von Suchergebnissen, Cookies und Datenschutz
  • Google Maps verwenden
  • Begriffsklärungen, vor allem aus dem Englischen
  • Speicherplatz, Akkuentlastung, Energiesparmodus
  • Mails: die eigene Mailadresse herausfinden, Test-E-Mails schreiben
  • Online bestellen: Worauf ist zu achten und wie geht das?
  • Google Assistant

Einige wenige Themen lagen i.d.R. oben auf. Nur bei einer Grundzufriedenheit mit den eigenen Fragen oder einer echten Neugier nach einem Gerät, so die Erfahrung, lassen sich zusätzliche smarte Lösungen erfolgversprechend vorstellen.

Bei Erklärungen hat es sich als sehr hilfreich erwiesen, technische Möglichkeiten mit einfachen Beispielen aus der Alltagswelt zu beschreiben.

Auch der Sprach-Assistentoder Google Assistant kam häufig nutzbringend zum Einsatz, vor allem, wenn die betreffende Teilnehmer:in bereits Probleme mit dem Tippen auf dem Smartphone hatte.

Smarte Technik im Einsatz

Ansprache

Smarte Technik wird in der Altersgruppe über 80 teilweise sehr skeptisch betrachtet. Daher bietet es sich an, naheliegende Technik zu zeigen, die einen leicht erkennbaren Nutzwert für die individuellen Bedürfnisse hat. Je nach allgemeiner Kompetenz und möglichen körperlichen Einschränkungen variierten Ablehnung und Zustimmung gegenüber der smarten Technik. In den Besuchen konnte man anhand der individuellen Lernziele und Interessen recht gut abschätzen, welche smarte Technik für die jeweilige Teilnehmer:in wohl geeignet wäre. Um auszuwählen, welche Geräte im Laufe der Besuche mitgebracht und vorgeführt werden, haben sich folgende Ansätze bewährt:

  1. Eine Liste der Vorführgeräte zu Beginn oder gegen Mitte der Treffen auszuhändigen und gemeinsam durchzugehen: Bei weiteren Treffen können dann bedarfsweise Geräte vorgeführt und ausprobiert werden.
  2. Eine andere Möglichkeit ist es, ein kleines Gerät auf Verdacht mitzubringen und feierlich zu präsentieren: „Ich habe ihnen heute etwas Schönes mitgebracht: Einen Drink-Timer, den probieren wir jetzt einfach mal gemeinsam aus!“ Mit diesem Aufhänger lässt sich mithilfe der Liste gut ein Gespräch über weitere smarte Geräte eröffnen und eine eingangs geäußerte Ablehnung gegen alles Smarte spielerisch überwinden.
  3. Ein dritter erprobter Ansatz ist es, während des Unterrichts Vorschläge für smarte Technik einzuflechten, wenn ein möglicher Nutzwert für sie offensichtlich wurde. Wer also bei YouTube Begeisterung für schöne Musik zeigte, bekam den Lautsprecher angeboten.
  4. Smarte Technik oder ungewöhnliche Hilfsgeräte im Haushalt der Senior:in sind ein wertvoller Ansatzpunkt: Sei es die App zur Einstellung der Hörgeräte oder die App zur Steuerung des häuslichen Staubsaugerroboters. In diesen Fällen ist in den Bereichen Gesundheit oder Smart Home vielleicht mehr smarter Einsatz möglich und hilfreich.
  5. Es geht nicht darum, Smarte Geräte um jeden Preis zu vermitteln! Wenn das Interesse sichtlich nicht mehr vorhanden ist, gebietet es die Rücksicht, das fragliche Gerät ebenso zur Seite zu legen wie die fragliche Anwendung am Smartphone.

Zu Beachten:  

Alles, was zu kompliziert ist, schreckt die Teilnehmer:innen leicht ab, weshalb es sehr wichtig ist, hier nach tatsächlicher Offenheit, Interessenlage und Nutzwert zu entscheiden, an welche Geräte und Funktionen man die jeweilige Person behutsam heranführt.

Es ist immer zu beachten, wie einfach und niederschwellig die Technik für die Senior:innen anzuwenden ist. Bestimmte Geräte sind vielleicht im Alltag gut anzuwenden, wie die smarte Glühbirne, bräuchten aber definitiv Hilfestellung bei der Einrichtung, bis sie anwendungsbereit sind. Wer könnte das im jeweiligen Fall vornehmen?

Beraten, nicht verkaufen 

Die Anschaffung an sich ist den Angehörigen oder der Senior:in selbst zu überlassen. Es kann eine gute Brücke zu den Möglichkeiten und Funktionsweisen des Online Shopping sein. Noch einfacher und sicherer ist der Verweis auf einen lokalen Medien Markt, bei dem empfohlene Geräte bestellt werden können und im besten Falle sogar ein Support gewährleistet ist.

Folgende Geräte konnten bisher erfolgreich vorgeführt werden, so dass Aufgeschlossenheit und Kaufinteresse entstanden:

Erfolgreich vorgeführte Geräte 

  • Drinktimer und Keyfinder als beiläufiger Einstieg in smarte Geräte, sehr einfach in der Handhabe
  • Smartphone, Emporia Smartphone und Tablet
  • Blutooth-Box für Musik-Begeisterte Senior:innen
  • SmartWatch für Gesundheit und Fitness, setzt schon eine gesteigerte Offenheit für smarte Technik voraus, erst ab Erfahrungsstufe 2
  • smarte Heizungssteuerung, um Energiekosten zu sparen und schwer erreichbare Knöpfe per Handy wieder bedienen zu können. Installation begleitet bei einer Seniorin der Erfahrungsstufe 3

Kleiner Helfer: Der Drinktimer ist wunderbar mit einer Smartphone-Beratung kombinierbar – einfach ein Wasserglas darauf stellen und sich über das Signal nach 15 Minuten freuen, bedacht einen Schluck trinken, wieder draufstellen.

„Ja, das wäre was. Den soll mein Sohn mir bestellen, das macht er immer gerne!” – „Dann machen wir doch gleich ein Foto von der Hülle, dann weiß er, was er bestellen darf.”

Positives Feedback erzeugte am häufigsten ein Bluetooth-Lautsprecher, der sowohl bezüglich Lautstärke und Klangqualität überzeugen konnte. Mehrere musikbegeisterte Teilnehmer:innen waren offen, sich eine Bluetooth-Lautsprecherbox vorführen zu lassen.

Fitnessbegeisterten könnte man eine Smart Watch zeigten, nicht allerdings, wenn sie bereits beim Smartphone große Probleme haben, die Zeichen und Schrift zu erkennen. Bei anderen Senior:innen wiederum rief eine Smart Watch offene Ablehnung hervor, teilweise wegen eines als mangelhaft empfundenen Tragekomforts (schwer) und vor allem wegen des sehr kleinen Displays, das dann nicht gut zu erkennen und auf ersten Blick kompliziert zu bedienen ist.

Besonders sparsame Senior:innen könnten sich für eine smarte Steckdose interessieren.

Smart Heizen mit dem Homematic IP Heiz-System bestehend aus Access Point, smarten Thermostaten und zugehöriger App, kann aus zwei Gründen für Senior:innen interessant sein:

  1. Energiesparen durch optimierte Anpassung an Bedürfnisse, kein vergessenes Runterregeln im warmen Bad mehr.
  2. Knöpfe, die aufgrund körperlicher Einschränkungen nicht mehr erreichbar sind, können wieder bedient werden – So etwa das Bad-Heizthermostat knapp über dem Boden.

Nach erfolgreicher Beschaffung seitens der Senior:in und Montage durch einen Heizungsfachmann/ Hausmeister ist ein Einrichten und Anpassen der App durch Angehörige oder die Dozent:in erforderlich.  (Mehr siehe Blogbeitrag!)

Interessante Geräte, bisher nur kurz und selten ausprobiert

  • Interesse an Virtual Reality– Meta Quest 2 bei welt-zugewandten Senior:innen der Erfahrungsstufen 2 und 3
  • smarter Wasserkocher und smarte Lichter haben Potential für stärker bewegungseingeschränkte Senior:innen der Erfahrungsstufe 2 und 3

VR-Brille Meta Quest 2

Im Vorfeld, beim Sichten der Möglichkeiten, sagte eine Teilnehmende: „Ja, diese Brille würde ich doch gerne ausprobieren, nur um das mal erlebt zu haben!“ Dann kam der nächste Besuch, und es war so weit. Einmal die Funktionsweise erklären, einschalten, für einen guten, sicheren Sitz der Brille und sicheren Sitz der Teilnehmenden auf dem Sofa sorgen, und dann ging es los.

Die Teilnehmende fand sich beim Aufsetzen der Brille direkt in der voreingestellten sehr ästhetischen Umgebung „Desert Terrace“. Keine schnellen Bewegungen oder Veränderungen, lediglich sanftes Schaukeln eines Hängesessels im Wind oder leichte Bewegung der Palmblätter. Beim Drehen des Kopfes zur Seite nach oben oder unten werden realitätsnah neue Blickwinkel sichtbar.

„Oh, also das ist ja unglaublich… Diese Palmen… und da über mir, ach, das ist ja was!…Und da bewegt sich was im Wind…Diese Weite… das hätte ich ja nicht gedacht, also wenn ich jünger wäre… Ach… So, jetzt ist aber auch genug!“

Dann schmerzen bereits die Augen von der ungewohnten Sicht. An den Reaktionen auf eine derart ruhige virtuelle Umgebung zeigt sich, wie weit die Teilnehmenden in diese Welt eintauchen möchten, ob Lust auf ein kleines ruhiges 360-Grad Video entsprechend dem Interessengebiet vorhanden ist oder das bereits zu viel wäre. In diesem Fall war die Erfahrung nach 5 Minuten stiller Umgebung gut ausgekostet.

Abschlussgespräche

Am Ende der Besuche, das war in unserem Projekt der 5. Besuch, bietet es sich an, eine Zusammenfassung der behandelten Themen vorzunehmen und zu wiederholen, was gelernt wurde. Am Ende und auch während der Besuchszeit sollten die Teilnehmer:innen ermutigt werden, eigene Aufzeichnungen anzulegen, die sich direkt auf ihr eigenes Gerät beziehen, um so den Merkwert zu erhöhen und selbstständiges Üben zu erleichtern. Viele Senior:innen haben lange nicht aktiv Neues gelernt, weshalb das Anfertigen von eigenen Notizen nicht ganz selbstverständlich ist, aber den Lernprozess immens unterstützt.
In Ausnahmefällen wurde eine Zusammenfassung für die Teilnehmer:in angefertigt, um eine strukturierte individuelle (heißt: auf genau ihr Smartphone bezogene) Quelle zur Verfügung zu haben, die auch gemeinsam durchgesehen wurde. Dies war vor allem möglich, da hier nur wenige und bestimmte Funktionen von besonderem Interesse waren. Je nach Themenvielfalt würde so etwas in der Regel den Rahmen sprengen, abgesehen davon, dass man sich als Dozent:in schlecht den Aufbau der Smartphones aller Teilnehmer:innen merken kann, um dies zu Hause aufzubereiten.

Folgende Elemente sind für die letzte Stunde sinnvoll:

  • ein Zusammenfassender Rückblick, gewünschte Wiederholungen und letzte Fragen
  • Ggf. Aushändigen einer anschaulichen Zusammenfassung der behandelten Themen, vor allem bei Senior:innen mit wenig Erfahrungshintergrund, oder gemeinsames Notieren der wichtigsten Funktionen aus der Wiederholung
  • Auswertungsbogen mit Feedback-Gespräch und Ermunterung zum weiteren Üben
  • Verweise auf weiterführende Hilfsangebote: Samsung-Help-Desk im lokalen Medien-Laden, Kurse und Handy-Stammtische und Kurse der Akademie 2. Lebenshälfte, vertiefende Angebote zur smarten Technik, ggf. dazu ermutigen, Enkel und Urenkel als Lernhilfe anzufragen: Komm zeig mir das bitte einmal!
  • Teilweise Angebot kleiner Hilfestellungen durch die Dozentin per WhatsApp-Sprachnachricht auch nach Ende der Besuche (wurde quasi nicht genutzt.)
  • Wiederholt gab es den Wunsch, auch einen „Einzelbesuch bei Bedarf“ anfragen zu können.
  • Der persönliche Abschied: Man ist sich nahekommen, mit manchen Senior:innen braucht es hier noch einmal ein längeres persönliches Abschiedsgespräch.

Weitere Hinweise

Zwischenfazit zum Heranführen an smarte Geräte in der Häuslichkeit 

In der Regel waren die Senior:innen nur an ein bis zwei Geräten etwas interessiert. Vereinzelt gab es eigene smarte Geräte, bei deren Einrichtung Beistand gewünscht war. Ein großer Fokus auf der Entscheidung für ein Gerät, etwa ein Smartphone, oder auf dem Einrichten und Üben an bestehenden smarten Geräten führt unweigerlich zu einer Vernachlässigung des Smartphones im Unterricht. Die Fortschritte dieser Senior:innen am Smartphone sind dann deutlich kleiner als wenn smarte Geräte nur einen kleinen Teil der Besuche einnehmen. Letztlich gesteuert wird der Lernprozess in unserem Ansatz von den jeweiligen Senior:innen, dh., wir begleiten und beraten die Lernenden auf dem selbstgewählten Lernweg, fordern durchaus ein wenig heraus, aber nicht bis zur Überforderung.

Zur Unterrichts-Dynamik in der Häuslichkeit 

Bei aller häuslicher Gemütlichkeit und der Freude am Besuch kann es manchmal etwas Aufwand bedeuten, die Aufmerksamkeit wieder auf die smarte Technik und ihre Anwendung zu lenken. Hier muss die Dozent:in eine Balance finden, die sich je nach Teilnehmer:in auch unterscheidet, denn kleine Pausen können durchaus hilfreich sein, um wieder für die nächste Information aufnahmefähig zu werden. Auch kann man die kleinen Exkurse in die Biografie und das soziale Umfeld der Teilnehmer:innen nutzen, um behutsam wieder auf die smarte Technik zurückzuführen.

Das gemeinsame Anschauen von WhatsApp Videos oder Familienfotos gehört genauso zum Lernen dazu wie Ausflüge in die Biografie der Teilnehmenden. Das erfordert immer wieder einmal sanftes Zurücklenken zum Gerät. Beides hilft aber den Teilnehmenden, die Lernerfahrungen zu vertiefen und sich zwischendurch von technischen An- oder Überforderungen zu erholen. Eine besondere Herausforderung kann es darstellen, eine Struktur in die Anliegen der Senior:innen zu bringen, da diese vielfältig und zahlreich sein können und die Teilnehmer:innen es natürlich nicht gewohnt sind, in ihrem eigenen Zuhause Anleitungen zu folgen.

Gastgeber-Rolle und Bewirtung 

Von technischen und inhaltlichen Aspekten abgesehen, ist es sehr wahrscheinlich, dass gastfreundschaftliche Gesten wie Kaffee, oft auch Kuchen oder Süßigkeiten, angeboten werden. Hier ist das Verhalten teilweise wie man es vielleicht von älteren Familienmitgliedern kennt und eine Ablehnung wird nicht durchweg positiv aufgenommen. Hier ist etwas Diplomatie gefragt, denn das angebotene Essen zu konsumieren und gleichzeitig deutlich verstehbare technische Erklärungen zu geben, stellt eine kleine Herausforderung dar („Mit vollem Mund spricht man nicht.“). Andererseits bringt es auch immer wieder wertvolle Pausen ins Lerngeschehen. “Sie kommen ja gar nicht zum Essen! Jetzt nehmen Sie ruhig.”

Evaluation in der Praxis

Alle Senior:innen waren sehr dankbar und zufrieden über die Möglichkeit, über den Zeitraum der fünf Besuche innerhalb von 1-2 Monaten so viel über ihr Gerät zu lernen und ihm deutlich näher kommen zu können – und das, ohne die eigene Wohnung verlassen zu müssen. Viele nannten die “zugewandte Art” des Begleiteten Lernens als das, was ihnen besonders gut gefallen habe.

Die Fragen des Evaluationsbogens (siehe Anhang 3) wurden überwiegend positiv bis sehr positiv bewertet (Schulnote 1, seltener 2, Ausnahmefall 3). Natürlicherweise waren die Themen für die Senior:innen passend gewählt: Sie hatten durch die sehr individuelle Arbeitsweise einen direkten Einfluss darauf. Daher wurde auch als besonders positiv vermerkt, dass mit viel Geduld auf die persönlichen Fragen eingegangen wurde.

Nur die Fragen, wie weit es möglich war, das eigene Wissen zu Erweitern und inwieweit es möglich war die technischen Herausforderungen zu meistern, wurden mit großer Spannbreite von sehr gut bis mangelhaft eingeschätzt (Schulnoten 1-5, Mitte bei 2). “Das liegt ja an mir!”, sagten viele dann, oder eben an der Komplexität des Gerätes.

Das einzige immer wieder genannte Verbesserungspotential ist die auf 5 begrenzte Anzahl an Besuchen oder langfristig unterstützenden, auch dezentralen Angeboten. Der Bedarf an individueller Unterstützung in der Häuslichkeit ist sehr groß. Nahezu alle wären sehr bereit gewesen, den Unterricht, ggf. Mit Pause dazwischen, zu verlängern.

Weitere Hinweise:

  • „Der Wunsch nach regionalen, frei zugänglichen Stammtischen für smarte Geräte und Smartphone-Fragen“ – in Biesenthal
  • „Lust ist geweckt, jetzt noch mehr zu lernen“
  • „Mehr solche Angebote!“

Evaluationsunterlagen

Erstellt von
Stand: 3. Mai 2025

 

Besuche in der Häuslichkeit oder in betreuten Einrichtungen durch unsere Dozent:innen

Persönliches Fazit

Dozentin Sarah Holzgreve 

  • Mit sanfter Hand zur Smarten Technik: Mit einer Liste zum Draufschauen und einem kleinen, einfachen Gerät wie dem Drinktimer. Interesse und Bedarf ausfindig machen, entsprechend weitere Technik mitbringen, vorführen und gemeinsam Staunen. 
  • Die smarte Dozent:in: Ich empfehle, sich unbedingt mit genug Ruhe und zeitlichem Vorlauf in die Vorführgeräte und Anwendungen einzuarbeiten für die Interesse besteht, ehe die Geräte mitgenommen werden. Das Gerät sichten und verstehen, eventuell die Kopplung mit einem zweiten Gerät erproben, benötigte Apps auf dem Smartphone/Tablet der Einrichtung vorzuinstallieren und vor Anwendung ggf. noch einmal die Menüs zu vergegenwärtigen benötigt seine Zeit. Insbesondere bei komplexeren Geräten wie Heizkörperthermosthat und VR-Brille (siehe Blog). 
  • Geduld, Freundlichkeit, leicht verständliche Sprache und ein flexibler roter Faden sind das A und O! 
  • 10 Unterrichtseinheiten á 45 min sind schon sehr hilfreich, um ein wenig an die technischen Möglichkeiten Anschluss finden zu können, aber der Bedarf nach langfristiger technischer und Unterstützung mit geduldigen Ansprechpartnern ist groß. 

Dozentin Ulrike Gatz 

In der Häuslichkeit zu unterrichten, ist eine besondere Erfahrung. Die Charaktere und Interessen der Teilnehmer:innen unterscheiden sich stark und damit auch die Vermittlung und Inhalte der Besuche. Aber letztendlich sind wie auch im Unterricht Geduld, verständliche Erklärungen und empathisches Eingehen auf die Fragen und Probleme entscheidend für den Erfolg des Besuchs. Als Dozent:in ist es eine Aufgabe, den Überblick über das Erlernte und Geübte zu behalten, da hier nicht wie in einem Kurs ein Curriculum vorgegeben ist. Das bietet große Chancen für die jeweiligen Teilnehmenden, einen großen Zuwachs an Fähigkeiten zu erlangen, an genau den Stellen, die für sie wichtig und relevant sind.
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